Meine Heimatstadt

Zeitz ist eine Stadt im Burgenlandkreis mit 35.000 Einwohnern, ganz im Süden Sachsen-Anhalts, an dem Flüsschen ″Weiße Elster″ und etwa 40 km südwestlich von Leipzig sowie 25 km nördlich von Gera gelegen.

967 wurde Zeitz als Cici erstmalig urkundlich erwähnt, als Kaiser Otto I. und Papst Johannes XIII. die Gründung des Bistums Zeitz beschlossen. Mit dem Tod des Bischofs Julius von Pflug 1564 wurde das Bistum aufgelöst. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die vorhandene Burganlage 1644 durch schwedische Truppen zerstört. Durch das Testament Kurfürst Johann Georgs I. von Sachsen wurde die Aufteilung von Kursachsen unter seinen vier Söhne festgelegt. Es entstanden die Sekundogenituren Sachsen-Merseburg, Sachsen-Weißenfels und Sachsen-Zeitz. Der jüngste Sohn Moritz übernahm 1656 entsprechend den Festlegungen im Testament die Regierung des Herzogtums Sachsen-Zeitz. Auf den Grundmauern der zerstörten Bischofsburg wurde das barocke Residenzschloss Moritzburg an der Elster erbaut. 1718 starb der einzige Sohn von Herzog Moritz, Herzog Moritz Wilhelm. Nach nur 69 Jahren fiel das Herzogtum Sachsen-Zeitz - so wie es im Testament Johann Georgs I. festgelegt war - an das Kurhaus Dresden zurück.

Im 19. Jh. entwickelte sich Zeitz zu einem Industriezentrum. 1855 wurde die Zeitzer Eisengießerei & Maschinenfabrik AG (ZEMAG) gegründet, die sich mit dem Bau von Anlagen zur Braunkohleveredelung befasste. Um die Stadt Zeitz herum befanden sich unzählige Braunkohlegruben. 1858 wurde die Zuckerfabrik Zeitz für die Produktion von Weißzucker aus Zuckerrüben gegründet, 1889 erfolgte die Gründung der Brikettfabrik Hermannschacht. Die Brikettfabrik arbeitete bis 1959 und ist heute noch als Industriedenkmal erhalten; sie ist die älteste erhaltene Brikettfabrik der Welt. Auch die Zeitzer Klavierindustrie mit zeitweise 30 Fabriken hatte einen großen Bekanntheitsgrad. Doch zum bedeutendsten Exportzweig entwickelte sich die Zeitzer Kinderwagenindustrie. Für die Bildung dieses Industriezweiges war vor allem der Stellmachermeister Ernst Albert Naether von großer Bedeutung. Nach der Enteignung von Naether 1945 bildete sich aus mehreren Kinderwagenfabriken die VVB Kinderfahrzeuge, aus der in der weiteren Entwicklung der VEB ZEKIWA hervorging. ZEKIWA avancierte in der Folgezeit zum größten Kinderwagenproduzenten Europas. Das wahrscheinlich älteste Unternehmen in Zeitz ist jedoch die Stoffdruckerei Scheube & Brehme, die seit Mitte des 19. Jh. im Besitz der Familien war und bis 1972 privat und nach der Verstaatlichung als VEB Wäscheunion bis 1990 produzierte.

Die Deindustrialisierung nach 1990 überstand von den genannten Betrieben kaum ein Unternehmen. Bekannt ist Zeitz heute noch durch die Schokoladenfabrik Zetti (Knusperflocken, Bambina). Die Zuckerverarbeitung der Südzucker AG, die 1993 anstelle der alten Zuckerfabrik neu gebaut wurde, zählt zu den modernsten Zuckerverarbeitungsanlagen Europas. Die Kinderwagen des Herstellers Zekiwa werden heute nicht mehr in Zeitz produziert. Durch diesen Strukturwandel kam es zu einem massiven Beschäftigungsverlust, die Stadt verlor mehr als ein Viertel ihrer Einwohner und den Kreisstadtstatus. Die Sozialstruktur ist in Zeitz durch hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichnet.

Die kläglichen Versuche, den Wegfall der Industrie durch Tourismus zu kompensieren, können den Verlust an Arbeitsplätzen nicht annähernd ausgleichen. Im Rahmen der touristischen Anstrenungen war Zeitz 2004 Ausrichter der 1. Landesgartenschau Sachsen-Anhalts. Im Rahmen dieses Ereignisses wurde der Schlosspark rund um die Moritzburg neu gestaltet, die einstige ehemalige herzogliche Orangerie saniert und rekonstruiert und Industriebrachen wie die Oettler-Brauerei und die Fabrikhallen von Wäscheunion abgerissen.

Der Mensch braucht ein Plätzchen, und wär's noch so klein, von dem er kann sagen: Sieh' her, das ist mein!
Hier leb' ich, hier lieb' ich, hier ruh' ich mich aus, hier ist meine Heimat, hier bin ich zu Haus'!
(unbekannter Verfasser)